Kopfschmerz richtig einordnen

Migräne, Spannungskopfschmerzen oder verpannter Nacken?
Andreas Bucher
Physiotherapeut & Gründer
von LANDphysio
Ein gewöhnlicher Tag wie jeder andere auch und dann sind sie da: Kopfschmerzen. Sie kommend schleichend oder schlagen ein wie ein Hammer. Und meistens? Kein klarer Grund. Kein "Aha-Moment". Nur Schmerz.
Kopfschmerzen sind undurchsichtig, fast geheimnisvoll. In diesem Artikel wollen wir auf drei häufige Formen von Kopfschmerzen eingehen.
Zur Orientierung. Zur Beruhigung. Und um dir passende Maßnahmen vorzustellen, die dir Unterstützung geben.
Mann hält sich mit beiden Händen den schmerzenden unteren Rücken, rot hervorgehoben.
Definition

Was sind Kopfschmerzen? Wie unterscheiden sich die drei Formen?

Kopfschmerzen sind eine der häufigsten Schmerzvorkommen weltweit. Fast jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens mindestens einmal damit zu tun. Doch Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz.
Medizinisch wird zwischen primären Kopfschmerzen (wie z.B. Migräne oder Spannungskopfschmerz) und sekundären Kopfschmerzen (wie z.B. zervikogenen Kopfschmerzen) unterschieden.
Primäre Kopfschmerzen haben keine nachweisbare strukturelle Ursache. Das heißt, sie entstehen nicht durch eine direkte Verletzung, sondern durch ein komplexes Zusammenspiel von Nervensystem, Durchblutung und Lebensstil.
Auch wenn keine "sichtbare" Ursache vorliegt, sind die Schmerzen echt - und sie lassen sich oft sehr gut beeinflussen.
Sekundäre Kopfschmerzen entstehen durch Erkrankungen der Halswirbelsäule oder nach Unfällen.
Warum die Unterscheidung wichtig ist: Die optimale Behandlung hängt davon ab, welcher Typ vorliegt.
Disclaimer
Dieser Artikel gibt grundlegende Information beim Thema Kopfschmerzen zu den Arten Migräne, Spannungskopfschmerz und zervikogenem Kopfschmerz. Weltweit sind über 200 Formen von Kopfschmerz bekannt. Für eine genaue Diagnose der eigenen Kopfschmerzen empfehlen wir die Konsultation bei einem Arzt und weiterführend Spezialisten oder Physiotherapeut*innen. Dieser Artikel ersetzt nicht die Diagnose- und Screeningverfahen von Kopfschmerzen.
Migräne
Migräne ist eine neurologische Erkrankung mit einer Überempfindlichkeit des Gehirns gegenüber verschiedenen Reizen. Häufige Auslöser sind Stress, hormonelle Schwankungen, Schlafmangel oder bestimmte Nahrungsmittel sowie Gerüche.
  • pulsierender Schmerz
  • oft einseitig
  • evtl. Übelkeit, Licht- oder Lärmempfindlichkeit
  • ggf. Aura
Spannungskopfschmerz
Spannungskopfschmerz ist der häufigste Kopfschmerz. Hier zeigt das Gehirn ebenfalls eine Überreaktion aufgrund verschiedener Reize.
  • dumpf-drückend (wie ein "Band um den Kopf")
  • beidseitig
  • meist leicht bis mittelstark
  • keine Verschlechterung durch körperliche Aktivität
Zervikogener Kopfschmerz
Zervikogener Kopfschmerz ist eine sekundäre Kopfschmerzart. Die Ursache liegt häufig in den Strukturen der oberen Halswirbelsäule.
  • dumpf-ziehend vom Nacken hoch in den Kopf
  • häufig einseitig
  • durch Nackenbewegungen provozierbar
  • Nackenschmerzen gehen meist voraus
Ursachen

Weitere Ursachen von Kopfschmerzen

Viele Betroffene denken bei Kopfschmerzen zunächst daran, dass sie zu wenig getrunken haben oder dass sie sich im Nacken einen Nerv eingeklemmt haben oder an andere klassische Auslöser.
Die Ursachen von Kopfschmerzen reichen jedoch viel weiter und sind meist komplexer als man im ersten Moment denken mag.
Neben den bereits genannten Ursachen in der Definition spielen Stress, Angst, Erschöpfung oder Überforderung eine große Rolle - besonders bei Migräne und Spannungskopfschmerz.
Das Gehirn reagiert sehr sensibel auf emotionale Belastung. Dauerstress kann die Reizverarbeitung im Nervensystem verändern. Das macht uns anfälliger für Schmerzen.
Auch Schlafmangel, unregelmäßige Mahlzeiten oder Bewegungsmangel verstärken diesen Effekt.
Gute Nachricht
Wer seine Stressfaktoren erkennt und aktiv reduziert - durch Bewegung, Entspannung und bewusste Pausen - kann die Häufigkeit von Kopfschmerzen deutlich senken.
Mit unserer therapeutischen Diagnostik ermitteln wir gemeinsam mit dir, welche Einflussfaktoren bei deinen Schmerzen eine Rolle spielen. Daraufhin können wir gezielt an der Schmerzlinderung arbeiten.
Für Betroffene aus dem Allgäu

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Symptome

So äußern sich verschiedene Kopfschmerzarten

Kopfschmerzen fühlen sich nicht immer gleich an. Jeder Mensch empfindet sie unterschiedlich - und das liegt auch daran, dass es viele verschiedene Arten von Kopfschmerzen gibt.
Migräne
  • pulsierend, hämmernd
  • häufig einseitig
  • ggf. Übelkeit/Erbrechen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Lärmempfindlichkeit
  • körperliche Aktivität verschlechtert meist
Spannungs‒Kopfschmerz
  • drückend, ziehend
  • "Band um den Kopf"
  • beidseitig
  • leicht bis mittelstark
  • Nackenverspannung als Begleiterscheinung
  • keine Verschlechterung durch körperliche Aktivität
Zervikogener Kopfschmerz
  • dumpf, ziehend
  • vom Nacken hoch kommend
  • eher einseitig
  • Nackenschmerz vor Kopfschmerz
  • klar auslösbar durch bestimmte Kopfbewegungen
  • eingeschränkte Beweglichkeit des Kopfes
Warnsymptome (ärztlich abklären lassen!)
Es gibt weiterhin Symptome, die auf eine ernstere Ursache hindeuten können. Dazu gehören: "Donnerschlag-Gefühl", neurologische Ausfälle (wie Lähmung, Taubheit etc.), Fieber+Nackensteifigkeit in Kombination, Kopfschmerz nach einem Unfall, neuartige Kopfschmerzen bei >50 Jahren
Dauer

Wie lange dauern Kopfschmerzen an?

Auch die Dauer von Kopfschmerzen hängen in erster Linie von der Art der Kopfschmerzen ab (wer hätte das gedacht).
Migräneanfälle dauern meist 4 bis 72 Stunden an. Manche Menschen haben nur wenige Attacken im Jahr, andere mehrere pro Monat. Hier liegt der Fokus darauf durch die Therapie und Behandlungsansätze die Häufigkeit sowie auch die Intensität der Anfälle zu reduzieren.
Spannungskopfschmerzen lassen sich in vielen Fällen gut beeinflussen. Bei aktiver Therapie mit Bewegung, Kräftigung und auch Entspannungsmaßnahmen stellt sich typischerweise schon nach wenigen Wochen eine Besserung ein. Durch ein angepasstes Selbstmanagement (Eigenverantwortung) lassen sich Rückfälle reduzieren bzw. verhindern.
Bei zervikogenen Kopfschmerzen hingegen tritt bereits nach wenigen Sitzungen eine deutlichere Erleichterung ein. Die Nachhaltigkeit entsteht durch ein gezieltes Übungsprogramm und einer Lebensstilanpassung, die wir im weiteren Kapitel noch detailliert beschreiben werden.
Diese Formen von Kopfschmerzen sind behandelbar: Je früher sich mit der Problematik auseinander gesetzt wird, desto besser die Chancen auf eine schnelle Linderung. Gerade Migräne-Patient*innen profitieren von einem verbesserten Verständnis und Umgang mit der Situation.
Behandlung

Was hilft bei Kopfschmerzen?

Ein konservativer Ansatz (ohne Operation) ist der Goldstandard - vor allem durch Physiotherapie unterstützt.
Ziel ist es, die Symptome zu lindern. Die Lebensqualität zu verbessern und Rückfällen vorzubeugen. Dabei steht die Wissensvermittlung und die Eigenverantwortung im Mittelpunkt.
1
Wissen aneignen & im Alltag anweden
Wer seine Schmerzen besser verstehen kann (z.B. durch diesen und weitere Artikel), wird auch besser damit umgehen können. Darüberhinaus können Entspannungstechniken erlernt werden, um Stress zu reduzieren und das Nervensystem zu beruhigen. Das eigene Verhalten im Alltag zu hinterfragen und schrittweise anzupassen, ist wahrscheinlich der größte Hebel, um die eigenen Beschwerden in den Griff zu bekommen.
2
Bewegung als Medizin - Training gegen Kopfschmerzen
Bewegung ist eines der wirkungsvollsten Mittel gegen viele Kopfschmerzarten.
Bei Migräne hilft regelmäßiges Ausdauertraining - zum Beispiel zügiges Gehen oder Radfahren - dabei, die Häufigkeit und Intensität der Attacken zu senken.
Bei Spannungskopfschmerzen kann ein gezieltes Krafttraining der Nacken- und Schultermuskeln die Beschwerden spürbar lindern (vor allem bei einem Bürojob).
Bei zervikogenem Kopfschmerz liegt der Fokus auf der Kräftigung der Nacken- sowie Schultermuskeln.
Schon kleine Einheiten, mehrmals pro Woche, führen zu großen Effekten.
3
Manuelle Therapie & Massage
Bei zervikogenem Kopfschmerz: neben der aktiven Trainingstherapie können manuelle Therapie oder Massagetechniken als Ergänzung hilfreich sein. Dabei wird der Schulter-Nacken-Bereich mobilisiert und behandelt.
Mythen

6 Mythen über Kopfschmerzen - und was wirklich stimmt

Gerade weil Kopfschmerzen oft eher ein Rätsel als eine Tatsache sind, verbreiten sich rund um dieses Thema Mythen, die durch verschiedene Erfahrungen entstehen. Erfahrungen, die teils misinterpretiert werden. Wir wollen an dieser Stelle gängige Mythen durchleuchten und Hintergründe verdeutlichen.
Kopfschmerzen kommen vom Wetter.
Wetterumschwünge und Luftdruckabfall oder hohe Luftfeuchtigkeit können Kopfschmerz bei empfindlichen Personen begünstigen. Sie sind jedoch KEINE Ursache, sondern eher eine Art "Verstärker".
Bei Migräne darf ich keinen Sport machen.
Intensive Belastung kann bei einer Migräneattacke kontraproduktiv sein. Aber: regelmäßiges Ausdauertraining senkt nachweislich die Häufigkeit und Intensität der Attacken (teils sogar genauso gut wie manche Medikamente). Die Dosis ist entscheidend: moderat, regelmäßig, mit Freude.
Nackenschmerzen bedeuten automatisch zervikogener Kopfschmerz.
Nein. Nackenverspannungen sind auch bei Migräne oder Spannungskopfschmerzen als Begleiterscheinung möglich. Es ist daher wichtig, sich genau durchchecken zu lassen, um die Ursache herauszufinden.
Bei Kopfschmerzen einfach eine Tablette nehmen.
Grundsätlich können Medikamente für eine schnelle, kurzfristige Linderung sorgen - das ist erstmal verständlich. Wer jedoch nur darauf vertraut, ignoriert die wahren Ursachen von Kopfschmerzen. Eine ausführliche Analyse kombiniert mit Bewegung sowie einer Anpassung im Lebensstil bringen nachhaltig die besseren Ergebnisse.
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Manchmal kommt es ganz plötzlich.. der Schmerz ist da, obwohl du auf dem besten Weg warst. Erst zum Arzt? Dann darauf hoffen, ein Rezept zu bekommen. Und dann noch auf einen Termin warten.
Über-Gebrauch von Medikamenten
Bei zu häufiger Anwendung von Medikamenten kann es zu einem "Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz" kommen. Wenn übermäßig oft Medikamente genommen werden, entstehen dadurch erst Kopfschmerzen oder diese werden verstärkt.
Medikamente können Teil der Lösung sein - aber niemals die einzige Lösung.
Die schlechte Haltung macht Spannungskopfschmerzen oder zervikogenen Kopfschmerz.
Wie eine gute oder schlechte Haltung aussieht, ist tatsächlich nicht erklärbar. Fakt ist: unser Körper ist anfällig, wenn Körperhaltungen nicht verändert werden - darunter auch immer gerade sitzen. Entscheiden ist die Variabilität für unseren Körper. Sitzen, Aufstehen, Bewegung, mal gerade, mal krumm. Wenn es keine Abwechslung gibt, dann steigt das Risiko, Beschwerden zu bekommen.
Starke Kopfschmerzen bedeuten einen schweren Schaden.
Die Schmerzstärke spiegelt nicht zuverlässig Gewebeschaden wieder. Der Schmerz wird vom Nervensystem, Stress und dem Kontext an sich beeinflusst.
Zusammenfassung

Kopfschmerzen sind höchst individuell.

Es gibt verschiedene Kopfschmerzarten. Zu den häufigsten Arten gehören: Migräne, Spannungskopfschmerz und zervikogener Kopfschmerz.
Häufig spielen Stress, Bewegungsmangel und der generelle Lebensstil eine zentrale Rolle. Konservative Therapien wie Bewegung, manuelle Techniken und Wissensvermittlung sind wirksam - oft sogar wirksamer als Medikamente.
Mit regelmäßiger Bewegung, gezielten Übungen und der Anpassung in deinem Lebensstil kannst du deine Beschwerden deutlich lindern.
Du hast jetzt mehrere Werkzeuge zur Hand, um aktiv Einfluss auf deine Kopfschmerzen zu nehmen.